Seite drucken
Landkreis Eichstätt

Geschichte

Das Gebiet des heutigen Landkreises Eichstätt hat eine wechselvolle Geschichte. Europaweite politische Entwicklungen im Lauf der Jahrhunderte trafen immer auch die Region.

Spuren vergangener Zeiten

Zahlreiche Funde zeigen, dass der Neandertaler vor mehr als 60 000 Jahren hier lebte und Mammuts, Höhlenbären, Rentiere und Wollnashörner jagte – eiszeitliche Tiere, die zum größten Teil ausgestorben sind. Knochen der erlegten Tiere und Steinwerkzeuge fanden sich zum Beispiel in der Höhle „Hohler Stein“ im Schambachtal bei Arnsberg. Auch in der Nähe von Dollnstein, Breitenfurt und Obereichstätt suchten die Menschen zwischen 100 000 und 5000 vor Christus in Höhlen und unter Felsdächern Unterschlupf.

Die offene Landschaft der Albhochflächen weist ebenfalls Siedlungsspuren aus dieser Zeit auf. Der sogenannte Eiszeitjäger etwa lebte um 15 000 vor Christus auf dem Speckberg bei Nassenfels und hinterließ einen reichhaltigen Fundus für Archäologen.

Die Kelten: Kult und Erz

Viereckigen Keltenschanzen, die noch heute als Geländedenkmäler erhalten sind deuten auf den Namen: die Kelten, der Name der einheimischen Bevölkerung, hin. Im Dietfurter Talkessel bestand bereits im zehnten Jahrhundert vor Christus eine der größten Keltensiedlungen Nordbayerns. Auch auf dem Michelsberg bei Kelheim – dort wo heute die Befreiungshalle steht – errichteten die Kelten im fünften Jahrhundert eine stadtähnliche Siedlung.

Römische Kastelle und Gutshöfe

Die Kultur der Kelten endete abrupt: Die Römer drangen nach Norden vor, zerstörten die keltischen Siedlungen und gründeten ihre Provinz Raetien. Kaiser Domitian verlegte gegen Ende des ersten Jahrhunderts die römische Grenze über die Donau – und so kamen die Römer ins Altmühltal, wo sie Kastelle und Bauernhöfe bauten.

Im Jahr 233 überrannten die Alamannen den Limes, zerstörten die Kastelle und verwüsteten die Felder und Gutshöfe. Der Angriff der Alamannen kam für viele Römer überraschend: Sie mussten bei der Flucht das gesamte Hab und Gut zurücklassen. Deshalb tauchen auch heute so viele wertvolle Funde aus der römischen Vergangenheit auf.

Bajuwaren: die letzten Heiden

Die Herrschaft der Alamannen währte nicht allzu lange. Sie wurden von verschiedenen bajuwarischen Stämmen abgelöst, die von Südosten her einwanderten.

Mit dem heidnischen Glauben räumte spätestens der Heilige Willibald auf, der im Jahr 740 nach Eichstätt kam. Er christianisierte zusammen mit seinen Geschwistern Wunibald und Walburga die Bevölkerung und ließ Klöster und Kirchen bauen. Nachdem er 741 vom heiligen Bonifaz zum Bischof geweiht wurde, gründete er das Bistum Eichstätt.

Blütezeit der Bischöfe

Die Nachfolger des Heiligen Willibald auf dem Bischofsstuhl verstanden es prächtig, ihre weltliche Macht und ihren Einfluss innerhalb der Kirche auszubauen. In der Zeit um die Jahrtausendwende erwies sich Eichstätt als „wahre Pflanzschule für Bischöfe“ – wie es ein Geschichtsforscher aus-drückte. 14 Bischöfe in Deutschland und Italien stammten aus Eichstätt. Gebhard I. wurde im Jahr 1055 sogar zum Papst gewählt: Er nannte sich Viktor II. und herrschte zwei Jahre in Rom.

Minnesänger im Altmühltal

In der Ritterzeit des 12. und 13. Jahrhunderts war das Altmühltal kulturell eine bedeutende Region des Minnesangs und der fahrenden Dichter, die nicht nur am Hof des Bischofs, sondern auch in den Herrensitzen Dollnstein und Arnsberg gern gesehene Gäste waren.

Wirtschaftlicher Aufschwung

Wirtschaftlicher Aufschwung kennzeichnete einen ganzen Landstrich im 14. und 15. Jahrhundert. Sowohl im Fürstentum der Bischöfe, als auch im südöstlichen Teil des heutigen Kreisgebiets, das den Wittelsbachern gehörte, wurden Märkte gegründet.

Wissenschaft und Künste

Im 15., 16. und 17. Jahrhundert machten die Eichstätter Bischöfe ihren Hof zu einem bedeutenden Zentrum der Wissenschaft und der Künste.

Krieg und Zerstörung

Die Reformation stieß in Eichstätt auf erbitterten Widerstand. Das Bistum galt als eine der wichtigsten Hochburgen des Katholizismus – obwohl es fast vollständig von Territorien eingeschlossen war, die sich der neuen Glaubenslehre verschrieben hatten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Region Eichstätt zu einem Hauptstützpunkt der katholischen Liga; man wehrte sich heftig gegen die Schwedischen Truppen, was aber letztlich zu herben Verlusten, Plünderungen und Zerstörungen führte.

Barocke Prachtbauten

Nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges blieb der Region lange Zeit erneutes Kriegselend erspart. Die Fürstbischöfe lenkten ihr Gebiet geschickt durch die politischen und kriegerischen Ereignisse Europas.

Im Spanischen Erbfolgekrieg zum Beispiel hielt sich der Eichstätter Bischof Johann Anton I. Knebel von Katzenellenbogen bewusst neutral – er verschwendete seine Gelder nicht mit Soldaten und Kriegsmaterial, sondern holte sich Baumeister und sorgte für prunkvolle Bauten im gesamten Territorium.

Kärgliches Landleben

Neben allem Prunk und aller Pracht der Fürstbischöfe, des Adels und der Hofbeamten bewahrte der Großteil der Bevölkerung über Jahrhunderte hinweg ein einfaches bäuerliches Leben. Ausdruck des kärglichen Landlebens sind die für die Region typischen Jurahäuser, die in einer schlichten, zweckdienlichen Form gebaut sind.

Ruin und Niedergang

Ein Jahrtausend währte die weltliche Herrschaft der Eichstätter Bischöfe – mit einem Schlag war alles vorbei: Im Jahr 1803 beseitigte der „Reichsdeputationshauptschluss“ die geistlichen Fürstentümer. Das Fürstbistum Eichstätt mit 57000 Einwohnern, acht Städten, 15 Märkten und 200 Dörfern wurde dem Großherzog von Toskana zugesprochen.

Neue Kreisgrenzen

Nach dem Ersten Weltkrieg brachten demokratische Strukturen den Gemeinden und Bezirken (seit 1939 Landkreise) die Befugnis der Selbstverwaltung.

Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches und nach der amerikanischen Besetzung wurde 1949 Eichstätt wieder Kreisfreie Stadt. Die Landkreise erhielten im allgemeinen mehr kommunale Aufgaben. Die Neugliederung Bayerns im Jahr 1972 traf auch die Region: Der Landkreis Eichstätt wurde um Teile der aufgelösten Landkreise Beilngries, Hilpoltstein, Ingolstadt und Riedenburg erweitert und dem Regierungsbezirk Oberbayern zugeteilt.

Historisches Gedächtnis Landkreis Eichstätt und Altmühl-Jura

Das Projekt Historisches Gedächtnis Landkreis Eichstätt und Altmühl-Jura zielt darauf ab, die vielen archäologischen Funde des Landkreises auch für nachfolgende Generationen zu erhalten und nutzbar zu machen. In einem archäologischen Funddepot werden archäologische Objekte fachgerecht gelagert und zuvor inventarisiert. Mit Hilfe einer Datenbank sind alle eingelagerten Funde jederzeit auffindbar und alle wichtigen Informationen zu ihnen verfügbar. Dieses für Bayern einzigartige Pilotprojekt, unterstützt durch eine LEADER-Förderung, sichert das Wissen um unsere kollektive Vergangenheit. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter www.landkreis-eichstaett.de/archaeologie.

Landkreiswappen

Mit dem Abschluss der Landkreisgebietsreform 1972 hat das Bayerische Staatsministerium des Innern dem Landkreis Eichstätt die Führung eines neuen Wappens genehmigt. An die früheren Besitzungen der Grafen von Hirschberg im größeren Teil des Kreisgebietes bis 1305 erinnert die Hirschstange. Der silberne Bischofsstab auf rotem Grund, das Wappen des Hochstifts Eichstätt, weist auf die fürstbischöfliche Herrschaft bis 1802 hin. Das Energiezentrum östlich von Ingolstadt wird durch die lodernde Fackel angedeutet. Die weißblauen Rauten im Schildfuß stehen für das schon lange zu Oberbayern gehörende südöstliche Kreisgebiet.

http://www.landkreis-eichstaett.de//landkreis/landkreis-im-portrait/geschichte