„Gut gestricktes Hilfenetz für Betroffene“
icon.crdate28.11.2022
40 Jahre „Arbeitskreis Sucht“ im Landkreis Eichstätt
40 Jahre „Arbeitskreis Sucht“ im Landkreis Eichstätt
Auf eine Erfolgsgeschichte und besonderes Jubiläum kann der „Arbeitskreis Sucht“ im Landkreis Eichstätt zurückblicken: Der Arbeitskreis konnte im kleinen Rahmen seiner Mitglieder das 40jährige Bestehen feiern. „Mit der Feier soll einerseits den Mitgliedern des Arbeitskreises, und vor allem jenen, welche schon viele Jahre hier engagiert sind, im Einsatz rund um die Sucht- und Drogenproblematik für unseren Landkreis gedankt werden, außerdem wollen wir gemeinsam zeigen, wie kontinuierlich das Thema Sucht- und Drogenproblematik im Landkreis bearbeitet wird – die Gefahren von Sucht und Drogen sind leider nach wie vor hochaktuell“, so Landrat Alexander Anetsberger im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes. Der Landkreischef gratulierte und wünschte dem Gremium viel Erfolg für die weiteren Jahre. Er appellierte an die Mitglieder, den kontinuierlichen Einsatz auch in schwierigen Zeiten wie diesen fortzuführen und nicht nachzulassen soweit weiterhin gut vernetzt zusammenzuarbeiten, damit ein gut gestricktes Hilfenetz Betroffene auffangen kann.
Entstanden ist der Arbeitskreis im November 1982 aus der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) heraus: Das Gremium vereint Professionen, Betroffene, Schulen, Apotheken, Vertreter von Vereinen, Verwaltungsbehörden, Justizbehörden und Vertreter aus der Politik. Ziel ist eine optimale Versorgung im Bereich Suchtprophylaxe, Suchthilfe und Suchterkrankung für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis. Angetreten war das Gremium in den 1980iger Jahren wegen einem damals festgestellten leichtfertigen und verharmlosenden Umgang mit Alkohol in der breiten Gesellschaft, auch in Zusammenhang mit dem Jugendschutzgesetz. Gleich nach seiner Gründung wollte der Arbeitskreis gerade dort ein Umdenken erreichen. Einer „Testkaufaktion“ in Geschäften folgten viele weitere Projekte, Aktionen, Ausstellungen, Infostände und Kooperationsveranstaltungen rund um die Suchtthematik. Die Mitglieder des „AK Sucht“ waren über mehrere Jahre mit einer sog. „Saftbar“ am Eichstätter Altstadtfest vertreten. Man beabsichtigte, ein preiswertes Alternativangebot zum reinen Alkoholausschank zu bieten.
Ein weiteres bekanntes Alternativangebot war die sog. „Teestube“ in Eichstätt, in der sich junge Menschen treffen konnten. Es gab dort nicht nur Tee, sondern auch antialkoholische Getränke zu erschwinglichen Preisen. Heute agiert der „AK Sucht“ nicht mehr nur zu Alkohol. Das Spektrum der Suchtmittel und Suchterkrankungen ist umfangreicher und komplexer geworden. „Der Zugriff ist einfacher durch die ständige Verfügbarkeit. Mit der Bereitschaft zu einem Mischkonsum besteht ein erhöhtes Risikoverhalten“, erläutert die Geschäftsführerin des Arbeitskreises und Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes, Christine Feil. Sucht könne jeden treffen und in jeder Altersphase. Neben den stoffgebundenen Süchten beschäftigt sich der Arbeitskreis beispielsweise auch mit den stoffungebundenen Süchte, wie z.B. die Online-, Spiel- oder Esssucht.
Wenn ein gemäßigter Umgang mit seinen eigenen Gewohnheiten und mit den Suchtmitteln nicht mehr reicht, wenn Grenzen der Toleranz zu leichtfertig und zu schnell überschritten werden, ist eine Suchterkrankung schnell erreicht. Mit einem gut funktionierenden Hilfenetz profitieren nicht nur Erkrankte, sondern auch deren Angehörige. Dazu will das Gremium einen Beitrag leisten. Deshalb ist es ein stets Anliegen des Gremiums, an die Gemeinden und deren Verantwortliche im Landkreis heranzutreten. Viele Sitzungen der letzten Jahre fanden in einzelnen Gemeinden des Landkreises mit den jeweiligen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern statt.
Geschäftsführerin Christine Feil gab beim Jubiläum einen kurzen Rückblick über den Verlauf des AK in den vergangenen vier Jahrzehnten. Anschließend referierte Dr. Gero Bühler, Leitender Oberarzt im Zentrum für psychische Gesundheit und Suchtmedizin, am Klinikum Ingolstadt zum Thema „Alkohol, Cannabis, Suchthilfe-System, Mangel und Überfluss“. Im geschützten Rahmen der Mitglieder schilderte schließlich ein Betroffener aus der Selbsthilfe des Blauen Kreuzes Eichstätt seinen Suchtverlauf und seine Erfahrung mit dem örtlichen Hilfesystem.
(lkr)