Landwirtschaft und Stromerzeugung auf einer Fläche

Unter dem Titel „Agri PV – intelligente Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen“ fand in Hofstetten eine Fachveranstaltung zum Thema Agri-Photovoltaik statt. Im Rahmen einer Initiative des Fachbereichs Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Grünplanung des Landratsamtes Eichstätt in Kooperation mit dem Bayerischen Bauernverband (BBV) Kreisverband Eichstätt und dem BBV Bildungswerk Oberbayern wurden praxisnahe Einblicke in die Möglichkeiten der multifunktionalen Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen für die Erzeugung von Lebens- und Futtermitteln sowie der Stromerzeugung mittels speziell konstruierter Photovoltaikanalagen gegeben. Über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vornehmlich Landwirte, nahmen an der Veranstaltung teil und signalisierten damit großes Interesse fürs Thema.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßten Stellvertretende Landrat Sven John und BBV Kreisobmann Johannes Scharl die zahlreichen Gäste. Daraufhin gaben Daniel Eisel und Gawan Heintze von LandSchafftEnergie+ am Technologie- und Förderzentrum Straubing einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen, die Förderkulisse, unterschiedliche Anbauformen, sowie die wirtschaftliche Rentabilität von Agri-PV-Anlagen. Dabei wurde erläutert, unter welchen Voraussetzungen Anlagen nach dem Baugesetzbuch privilegiert sind und wie insbesondere kleine Anlagen durch das Erneuerbaren-Energien-Gesetz unterstützt werden. Anschließend erfolgte eine Darstellung der drei grundsätzlichen Arten von Agri-PV Anlagen – vertikal, vertikal nachgeführt und hoch aufgeständert. Anhand von praktischen Beispielen der Forschungsanlage in Grub wurde gezeigt, wie die Bodenbewirtschaftung zwischen und unter den PV-Anlagen erfolgt. Zudem wurden die unterschiedlichen Stromerzeugungsprofile erläutert, wobei insbesondere die längeren Ertragszeiten von vertikalen und nachgeführten Anlagen hervorgehoben wurden. Es wurde jedoch auch auf wirtschaftliche Unsicherheiten hingewiesen, die durch negative Strompreise und vermehrte Abschaltungen seitens der Netzbetreiber entstehen können.
Der zweite Vortrag widmete sich im Rahmen eines Praxisberichtes den Vorteilen von Agri-PV Anlagen unter den Bedingungen zunehmender Trockenheit. Hopfenbauer und Anlagenbetreiber Josef Wimmer und Manuel Riedl von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf referierten und beleuchteten sowohl landwirtschaftliche, als auch energiewirtschaftliche Aspekte. Wimmer, der im Jahr 2023 die weltweit erste Agri-PV Anlage auf einem Hopfenfeld errichtete, stellte dar, dass die Verschattung durch die hoch aufgeständerte PV-Anlage insbesondere in starken Trockenphasen zu einer höheren Bodenfeuchte und dahingehenden Vorteilen im Pflanzenwachstum führen könne. Zwar seien die Hopfenerträge unter Agri-PV insgesamt etwas geringer, welche jedoch über die zusätzlichen Stromerlöse finanziell vollständig kompensiert würden. Riedl ergänzte diese Ausführungen mit Ergebnissen aus dem begleitenden wissenschaftlichen Untersuchungsprojekt, welches zeige, dass mit der Agri-PV Anlage etwa 80 Prozent der üblichen Hopfenerträge sowie über 70 Prozent der Stromerträge im Vergleich zu konventionellen Freiflächen-PV-Anlagen erzielt werden könnten. Ebenfalls konnte, so der Referent, eine leicht positive Wirkung auf den Schädlingsbefall festgestellt werden, jedoch mit erhöhtem Mehltaudruck. Hopfenbauer Wimmer zeigte sich abschließend zufrieden mit dem Projektverlauf und ist derzeit bereits in der Umsetzung einer weiteren Anlage.
Die Veranstaltung bot den zahlreichen Teilnehmern einen spannenden Überblick über die rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Aspekte der Agri-PV und zeigte auf, wie landwirtschaftliche Nutzung und Energiegewinnung auf derselben Fläche kombiniert werden können. Die praxisnahen Berichte und Forschungsergebnisse lieferten den Teilnehmern dabei wertvolle Informationen zum Thema Agri-PV und schlossen mit einer intensiven Frage- und Diskussionsrunde zwischen Teilnehmern und Referenten eine gelungene Veranstaltung ab.
(lkr)