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Landkreis Eichstätt

„Licht an – Damit Einsamkeit nicht krank macht“

Artikel vom 28.11.2023

Angebote für Jugendliche und Ältere im Blickpunkt – Mutmachender Abend mit viel Praxisinput

Einsamkeit betrifft Menschen jeden Alters, aber insbesondere bei Jugendlichen und Senioren gibt es besondere Vereinsamungsrisiken, die zu Beeinträchtigung der Gesundheit beitragen können. Aus diesem Grund wurde der diesjährige Präventionsschwerpunkt des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege „Licht an – Damit Einsamkeit nicht krank macht“ benannt. Der Fachbereich Gesundheitswesen im Landratsamt Eichstätt hatte in Kooperation mit dem Pflegestützpunkt Eichstätt nun zu einer Veranstaltung eingeladen, die für „volles Haus“ sorgte. Stellvertretender Landrat Bernhard Sammiller begrüßte die Gäste im Spiegelsaal, der „guten Stube des Landkreises Eichstätt“, und ermunterte, sich möglichst viel Input der anwesenden Fachreferenten zu holen und mit Fachleuten, Ehrenamtlichen und weiteren Interessierten auf kurzem Wege auszutauschen. „Wir als Landkreis wollen uns aktiv an der bayernweiten Gesundheitskampagne beteiligen und das Miteinander in unserem Landkreis weiter fördern. Ein aktives Zusammenleben unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger ist unser Ziel“, betonte Sammiller. Die Anwesenden ließen sich im Rahmen von zwei Fachvorträgen und beim anschließenden Austausch mit Haupt- und Ehrenamtlichen in den Bereichen „Jugend“ sowie „Senioren“ informieren, wie man dem Thema Einsamkeit in den unterschiedlichen Zielgruppen begegnen kann.

Im Seniorenalter tritt Einsamkeit häufig auf. Ältere Menschen sind oft mit dem Verlust von Freundschaften und Familienmitgliedern sowie mit altersbedingten Gesundheitsproblemen und Mobilitätseinschränkungen konfrontiert. Manche isolieren sich deshalb bewusst, oder können aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen kaum noch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Die damit geringere körperliche und geistige Aktivität kann wiederum zu einem höheren Risiko für weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen führen.

Ehrenamt stärkt die Gesundheit

Durch die Vorträge und die anschließende Statement-Runde der einen Vortragsgruppe führte Carmen Albrecht von der Fachstelle für Seniorenarbeit und Bedarfsplanung im Landkreis Eichstätt. Regina Dorwarth, Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, gab lebhaft Einblick in ihrem Vortrag „Einsamkeit im Alter? Nicht mit einem Ehrenamt!“, warum ein Engagement von und für Senioren sinnvoll ist, um Einsamkeit vorzubeugen oder entgegenzuwirken. Dazu gab es Tipps und Empfehlungen an die Hand, die jeder für sich anwenden kann. „Ein Ehrenamt ist besonders gut für die geistige und körperliche Gesundheit“, so Dorwarth. Christina Derr stellte auf dem Hintergrund des schon seit drei Jahre stattfindenden Projektes „Miteinander -Füreinander. Kontakt und Gemeinschaft im Alter“ der Malteser Eichstätt vor, in wie vielen Bereichen es eine sinnstiftende Betätigung gibt oder wo und wie Senioren, die unter Einsamkeit leiden, ein Angebot zur Lebensqualitätssteigerung gemacht werden kann. „Es öffnet einem das Herz, wenn man in die strahlenden Augen einer älteren Dame blicken kann, die dank einer unserer Rikschafahrten seit Jahren zum ersten Mal wieder in ihren geliebten Hofgarten kam.“

Erich Schaufler, Seniorenbeauftragter aus Denkendorf, organisiert schon seit vielen Jahren Seniorentreffs in den Ortsteilen und ist Initiator der „Denkendorfer Mittwochsgeher“. Ein Zuhörer, der sich selbst als Fahrer des Bürgerbusses in Altmannstein engagiert, stellte heraus, wie schön und erfüllend es sei, die Senioren über viele Jahre zu begleiten und sich gegenseitig immer besser kennenzulernen. Dadurch entstünde auch Raum, um über Ängste und Sorgen zu sprechen. Michael Schmidpeter, Referent für Seniorenpastoral im Bistum Eichstätt, berichtete vom großen Interesse vieler in der Kirche ehrenamtlich Tätiger, sich mit dem Thema „Einsamkeit“ zu befassen und machte auf seinen bei ihm erhältlichen Leitfaden aufmerksam. „Menschen zusammenbringen, Ausflüge und Treffen organisieren“, das stellte Gabriele Riepl, Seniorenbeauftragte der Gemeinde Stammham, als ein wunderbares Mittel heraus, Einsamkeit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wenn dann ein Hilfsbedarf entstehe, werde auch nach Lösungen gesucht. Viel Zustimmung erhielt Carmen Albrecht, die auch Leiterin des Pflegestützpunktes Eichstätt ist, als sie darum bat, auch die vielen Familien, die sich zuhause um pflegebedürftige Angehörige kümmern, nicht aus dem Blick zu verlieren. „Pflege zu leisten oder im häuslichen Umfeld gepflegt zu werden, kann auch einsam machen, da gesellschaftliche Teilhabe sehr schwierig. Diese Menschen nicht zu vergessen, ist unser aller Aufgabe.“

„Jung, online, einsam“

Dass auch Einsamkeit bei der Jugend ein großes Thema ist, bewies der zweite Themenschwerpunkt des Abends: Einsamkeit im Jugendalter wird häufig verursacht durch Schwierigkeiten, Freundschaften aufzubauen und aufrechtzuerhalten, was zu einem Mangel an sozialer Unterstützung und emotionaler Stabilität führen kann. Es gibt auch Hinweise darauf, dass einsame Jugendliche ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände haben. Ein naheliegender Weg zur Kompensation liegt da im Internet. Auf verschiedensten Plattformen, in sozialen Netzwerken und bei Online-Spielen lässt sich die Einsamkeit zeitweise vergessen und virtuelle soziale Kontakte können entstehen. Allerdings besteht damit die Gefahr, dass die reale Einsamkeit mit verstärkten Medienkonsum eher mehr als weniger wird. „Einsamkeit ist tatsächlich ein präsentes Thema auf den digitalen Plattformen“, so Jonas Lutz, Projektkoordinator des Modellprojekts „Digital Streetwork Bayern“ beim Bayerischen Jugendring. Er stellte vor, wie sozialpädagogische Fachkräfte sich Jugendlichen auf unterschiedlichsten digitalen Plattformen als Gesprächspartner zur Verfügung stellen: „Wir bieten einen Safe Space, mit uns kostenlos zu chatten oder um sich einfach mal auszusprechen, wenn es gerade nicht so gut läuft“, berichtete Lutz. Das Angebot werde sehr gut angenommen, im Mittelpunkt stünden Stress mit Freunden oder Familie, Leistungsdruck, Liebeskummer oder andere Probleme und Themen, welche die jungen Menschen gerade beschäftigen. Die Sozialpädagogen suchen zusammen mit den Jugendlichen nach Lösungswegen, wenn diese das wünschen. Aber auch anonyme Beratungsmöglichkeiten existieren. Das Modellprojekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert, wissenschaftlich begleitet und ist Bestandteil des Bayerischen Aktionsplans Jugend.

Insgesamt ein erfolgreicher, mutmachender Abend, der viele Faktoren aufzeigte, die einsam machen können, und wiederum solche, die aus der Einsamkeit herausführen oder Mitmenschen aufmerksamer werden lassen.

(lkr)

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