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Landkreis Eichstätt

Bildungsangebote für Familien im Landkreis Eichstätt evaluiert

Artikel vom 11.05.2023

Familienbildungsangebote im Landkreis Eichstätt sollten stärker als bisher einen Fokus auf bildungsfernere Menschen sowie auf Familien, in denen Fremdsprachen gesprochen werden, richten. Auch sollten mehr Angebote wohnortnah geschaffen werden. Dies sind einige der Ergebnisse einer Studie des Zentralinstituts für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) zu Angebot und Nachfrage im Bereich der Familienbildung in der Region. Für die Untersuchung, die im Auftrag des Amtes für Familie und Jugend des Landkreises Eichstätt durchgeführt wurde, hat das ZFG sowohl die Anbieter solcher Bildungsprogramme als auch Eltern befragt. Letztere wünschen sich noch mehr Angebote in den Bereichen Freizeitgestaltung in und mit der Familie, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, berufliche Orientierung von Jugendlichen sowie zu rechtlichen und finanziellen Fragen.

Die Untersuchung hatte der Landkreis Eichstätt im Sommer 2022 in Auftrag gegeben. Hintergrund dafür war, dass im Amt für Familie und Jugend eine neue Koordinationsstelle für Familienbildung geschaffen wurde. Bei der Ausgestaltung des neuen Familienbildungskonzeptes für den Landkreis und den Aufbau von Familienstützpunkten war es für die Koordinationsstelle wichtig, dass Bildungsangebote für Familien so ausgebaut werden, dass sie den Bedürfnissen der Eltern und Kinder gerecht und diese zugleich gestärkt werden. 

„Die Entscheidung des Landkreises, am Förderprogramm Familienstützpunkte in Bayern teilzunehmen und damit Angebote für Familien künftig noch stärker zu fördern und weiterzuentwickeln, unterstreicht den hohen Stellenwert von Familien im Landkreis“, so Landrat Alexander Anetsberger. Um Familien sinnvolle und hilfreiche Unterstützung in verschiedenen Erziehungssituationen bieten zu können, müssten die Angebote auf die Familien im Landkreis direkt zugeschnitten sein. Inwiefern dies mit dem bestehenden Angebot bereits der Fall ist und an welchen Stellen nachjustiert werden muss, das sollte die vom ZFG durchgeführte Studie herausfinden. „Familienbildungsangebote müssen so gestaltet sein, dass sie sich an den unterschiedlichen Phasen der kindlichen Entwicklung und an den Bedürfnissen der Eltern orientieren“, unterstreicht auch ZFG-Direktor Prof. Dr. Klaus Stüwe. Krisenhafte Zeiten wie die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine machten die Notwendigkeit von derartigen Bildungsangeboten noch deutlicher, „da sie Familien dabei unterstützen können, die mit diesen Krisen verbundenen Anforderungen zu meistern“.

Im Rahmen einer Online-Befragung hat das ZFG 78 Einrichtungen im gesamten Landkreis befragt, die bislang als Anbieter von Familienbildungsangeboten im Landkreis Eichstätt auftreten. Darüber hinaus wurden über Schulen und Kindertagesstätten Fragebögen verteilt. Diese standen nicht nur in deutscher Sprache, sondern auch in Arabisch, Englisch, Persisch, Rumänisch, Russisch und Türkisch zur Verfügung. 5633 Eltern nahmen an der Befragung teil. „Diese hohe Beteiligung zeigt, dass wir einen Nerv getroffen haben“, so Landrat
Anetsberger. Familien seien vielfältig und dynamisch, daher müssten auch die Angebote, die sich an Eltern und Erziehungsberechtigte richten, in jeglicher Hinsicht an den jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen, der kindlichen Entwicklung und vor allem auch an den Bedarfen von Eltern orientieren.

Auf der Basis der Befragungsergebnisse habe das ZFG fünf zentrale Handlungsfelder für die Weiterentwicklung der Familienbildungsangebote im Landkreis Eichstätt identifiziert, erläutert Dr. Veronika Hecht, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZFG für die Durchführung der Studie verantwortlich war. Die Handlungsempfehlungen betreffen unter anderem die Informationen über Bildungsangebote. Diese sollten verbessert werden, um die Bekanntheit der Programme zu steigern.

Weiter ergeben sich aus den Befragungen Anpassungsbedarfe bei den Themen und Formaten der Veranstaltungen. Eine große Nachfrage gibt es demnach bei Angeboten aus dem künstlerischen und musischen Bereich. Daher empfiehlt die Studie einen Ausbau von kreativen Angeboten. Noch wichtiger sei es, den Themenbereich „Freizeitgestaltung in und mit der Familie“ zu stärken. „Solche Angebote werden von den Eltern aktuell am stärksten gewünscht“, stellt Hecht fest. Ähnliches gilt für das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Online-Angebote werden von den Eltern vermehrt gewünscht – auch hier sieht die Studie ein Ausbaupotenzial. Attraktiv seien solche Angebote insbesondere für Alleinerziehende, da sich solche Veranstaltungsformte weniger auf bestimmte Kurs- oder Öffnungszeiten reduzierten.

Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass fehlende räumliche Nähe zu Familienbildungsangeboten und somit eine weniger leichte Erreichbarkeit Hinderungsgründe darstellen, die einer Teilnahme an Familienbildung entgegenstehen. Angebote sollten vermehrt wohnortnah gestaltet werden, so rät die Studie. „Kindertageseinrichtungen und Schulen können dabei als Veranstaltungsorte dienen – Orte, die Familien aus ihrem Alltag kennen“, sagt Hecht.

Schließlich hat die Studie untersucht, ob Familienbildungsangebote von allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen wahrgenommen werden. Kenntnis über das Angebot und die Nutzung unterschieden sich deutlich nach dem Bildungsstand der Eltern, der Familiensituation und der im Alltag gesprochenen Sprache. Die Schaffung von Familienstützpunkten als niedrigschwellige Anlaufstellen sieht das ZFG als eine gute Möglichkeit, das Familienbildungsangebot im Landkreis Eichstätt weiterzuentwickeln. „Durch eine gute regionale Verteilung und ein zielgruppensensibles Angebot können Familienstützpunkte dazu beitragen, auch Elterngruppen, die bisher kaum von den Familienbildungsangeboten angesprochen werden, zu aktivieren“, so Hecht. Aktuell sei der Landkreis Eichstätt bereits ein gutes Beispiel für eine familienfreundliche Region.

Durch die Koordinierende Kinderschutzstelle (KoKi) und die Familienbildungskoordinatorin des Landkreises, Astrid Richter, konnte im Landkreis im Oktober 2022 bereits eine von den Eltern gewünschte Maßnahme umgesetzt werden: In einer neuen Familien-App sind Informationen für Eltern mit Kindern in unterschiedlichen Altersgruppen gebündelt zusammengefasst.

Die Ergebnisse des Berichts werden für den Landkreis nun die Grundlage für die Weiterentwicklung des Familienbildungskonzepts bilden. Die Ergebnisse der Studie werden nun mit den Gemeinden und potenziellen Trägern der Familienbildung diskutiert – mit dem Ziel, dass am Ende wohnortnahe Anlauf- und Begegnungsstätten, sogenannte Familienstützpunkte, entstehen können. Ein von Experten aus verschiedenen Institutionen bereits erarbeitetes Rahmenkonzept für die Umsetzung von Familienbildung und Familienstützpunkten im Landkreis wird in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Landkreises vorgestellt. Der Landkreis nimmt seit Juni 2021 am Förderprogramm „Kommunale Familienbildung und Familienstützpunkte“ des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales teil.

Die Stadt Ingolstadt will ab 15. Mai gemeinsam mit dem ZFG eine vergleichbare Studie zu Familienbildungsangeboten durchführen. Auch hier ist das Ziel, die Angebote zu verbessern und weiterzuentwickeln. In einer Pressekonferenz gab die Stadt bekannt, dass vom 15. Mai bis 14. Juli eine Befragung Ingolstädter Eltern durchgeführt wird. Dabei sollten deren Wünsche und Bedürfnisse im Hinblick auf Familienthemen und Angebote zum Erziehungs- und Familienalltag erfasst werden. Eltern erhielten so die Gelegenheit, Angebote für Familien zukünftig noch besser nach ihren Bedürfnissen mitzugestalten. In Ingolstadt wird die Studie als Online-Befragung durchgeführt, zusätzlich werden an Grund- und Mittelschulen Fragebögen verteilt.

 

Hinweise an Medienvertreter:

Die Studie des ZFG zu den Familienbildungsangeboten im Landkreis Eichstätt
ist abrufbar unter www.ku.de/zfg

Informationen zur Familienbildung im Landkreis Eichstätt:
www.landkreis-eichstaett.de/familienbildung

Familien-App des Landkreises:
https://familienapp-eichstaett.de/

Rückfragen zur Studie richten Sie bitte an
Dr. Veronika Hecht, Telefon +49 8421 93-21614, veronika.hecht@ku.de

(lkr)

http://www.landkreis-eichstaett.de//landratsamt/neuigkeiten/pressemitteilungen